Jahresausflug nach Thüringen

Blühende Landschaften

Das versprachen Politiker vor über 30 Jahren zur Wiedervereinigung Deutschlands (im Osten Wende genannt). So machten sich vergangene Woche 34 Mitglieder der Obst- und Gartenbauvereine aus Ditzingen, Schöckingen und Heimerdingen gemeinsam auf, dies bei ihrem 4-tägigen Ausflug nach Thüringen zu erleben.

Souverän gefahren und stets bestens informiert durch Karl Kost von der Fa. Traxel galt unser erster Besuch der fränkischen Stadt Bad Kissingen. Bei schönstem Wetter genossen wir die sehr schöne Stadt, die Kuranlagen und ihre Mineralquellen. Die Weiterfahrt entlang der ehemaligen Zonengrenze führte in das fruchtbare Thüringer Becken. Auf den großen Feldern stand das Korn kurz vor der Ernte. Ein herrlicher Anblick. Unser Ziel war Erfurt, die Landeshauptstadt Thüringens. Prächtig wohnten wir im Luxushotel Radisson Blu, direkt an der Altstadt. Nach fulminantem Abendessen nahmen wir auch gleich die Möglichkeit wahr, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden. Am zweiten Tag informierten uns dann professionelle Stadtführer über die Geschichte, die Bedeutung und die Besonderheiten der Stadt. So hat es Erfurt dem Wetter zu verdanken, dass ein anfliegendes englisches Bombengeschwader abdrehen musste und somit die Stadt verschont wurde. Diesem Umstand verdankt die Stadt viele historische Gebäude, die erhalten geblieben und dann nach der Wende wieder gerichtet und herausgeputzt wurden.

Park, Blütenmeer und Erlebniswelt – mitten im Herzen Thüringens vereint der egapark eine einzigartige Vielfalt verschiedenster Gärten und Themen. 2021 war der egapark Schauplatz der Bundesgartenschau in Erfurt - ab 2022 blüht das 36 Hektar große Gartendenkmal erneut auf. Für uns Gartenliebhaber ein Muss. Bräuchte man eigentlich mehrere Tage für den Park, wir begnügten uns mit einem Nachmittag mit Führung. Zeit blieb trotzdem noch für einen Abstecher ins Danakil, das weltweit erste Wüsten- und Urwaldhaus seiner Art. Hier treffen zwei Klimazonen in einem gewaltigen Gebäude aufeinander - Wasser ist dabei das verbindende Element. Hier Wüste und verschiedenste Kakteen und Sukkulenten in allen Größen und Formen – dort Regenwald mit Wasser von unten und oben. Und dazwischen Tiere – Erdmännchen, Spinnen, Ameisen, Fledermäuse, tropische Schmetterlinge.

Fête de la Musique, war es Zufall oder von unserem „Reiseleiter“ Wolfgang Gommel arrangiert? Jedenfalls waren wir an Sonnwend 21.06. alle zu Fuß unterwegs in der Erfurter Altstadt. Aber nicht nur wir, nein Tausende Besucher dicht gedrängt. Dutzende Musikgruppen spielten auf den Straßen, in den Höfen und in den Gaststätten. Einmalig!

Ruhiger wurde es am nächsten Tag. Weimar. Nur 65000 Einwohner, aber dicht gedrängte deutsche Geschichte. Weimarer Republik, Luther, Hitler, Goethe, Schiller, Herder, Bauhaus…  Nach unserer Stadtführung blieb noch Zeit für eines der zahlreichen Museen. Weimar, ein Ort, den man unbedingt öfter besuchen sollte.

Wartburg in Eisenach, unser Ziel für die Heimfahrt. Die Wartburg ist keine militärische Befestigungsanlage, sondern überrascht mit ihrer reichen Ausstattung. Pure deutsche Geschichte von der später heiliggesprochenen Elisabeth von Thüringen bis zu den Burschenschaften, aber natürlich Martin Luther, der dort als „Junker Jörg“ versteckt in nur 11 Wochen das Neue Testament übersetzt hat.

Nach 4 Tagen geballter Natur, Geschichte und schönen Erlebnissen kehrten wir 34 OGV’ler höchst zufrieden und wohlbehalten heim. Unser „Reiseleiter“ Wolfgang Gommel bedankte sich in unserem Namen herzlich bei unserem exzellenten Busfahrer Karl Kost, der uns ganz nebenbei wieder mit viel Wissen versorgte. 

Bei unserem Jahresausflug nach Erfurt haben wir von der Erfurter Puffbohne gehört. Hier die Auflösung: Erfurt ist seit Jahrhunderten eine Stadt des Gartenbaus und eine speziell hier angebaute große Bohnenart war die Puffbohne. Sie gedieh auf den fruchtbaren Erfurter Böden und im milden Klima des Erfurter Beckens besonders gut und war schon im Mittelalter ein wichtiges und beliebtes Nahrungsmittel der Erfurter – heute ist sie auch ein Maskottchen der Stadt! Man erzählt sich, echte Erfurter zogen früher ihren Hut, wenn sie an einem Puffbohnenfeld vorübergingen. Solche Erfurter hatten auch stets einige Puffbohnen bei sich, um sie aus der Tasche zu essen. Diese innige Verbindung zur Puffbohne brachte den Erfurtern ihren Spitznamen „Erfurter Puffbohne“ ein. Nach wie vor ist es Tradition und Brauch, dass der Erfurter Oberbürgermeister jedem Neugeborenen eine Puffbohne aus Plüsch schenkt. Den Buben in hellblau, den Mädchen in rosa. So war es früher, heute gendergerecht (!?!) für allein Grün.

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